Nachrichten entnommen von: Aktien Gurus.com
Insolvenzen steigen auf höchsten Wert seit fast zehn Jahren
Der strukturelle Druck auf den deutschen Einzelhandel hat sich weiter verschärft. Zwischen August 2024 und August 2025 mussten 2.490 Handelsunternehmen Insolvenz anmelden – der höchste Stand seit 2016. Nur knapp wurde der damalige Negativrekord von 2.520 Insolvenzen verfehlt. Zu den betroffenen Marken zählen unter anderem Görtz, Gerry Weber, Wormland und Esprit, deren Geschäftsmodelle bereits seit Jahren unter hohem Transformationsdruck stehen.
Traditionsmarken besonders betroffen
Mehrere bekannte Filialketten kämpfen erneut ums Überleben. So rutschte der Schuhhändler Görtz abermals in die Insolvenz, ebenso der westfälische Modeanbieter Gerry Weber. Die Modekette Esprit schloss in Deutschland sogar sämtliche Standorte und damit eines der größten Filialnetze im Bekleidungssegment. Auch andere Händler wie Depot oder Kodi reduzierten ihre Präsenz deutlich. Branchenexperten sehen darin ein Zeichen dafür, dass die Marktbereinigung weiter fortschreitet.
Chinesischer Tech-Konzern baut Kontrolle aus
Der chinesische Onlinehändler JD.com hat seinen Anteil an der Ceconomy AG, der Muttergesellschaft von Media Markt und Saturn, deutlich ausgebaut und verfügt nun über 85,2 Prozent des Grundkapitals. Das gab das Unternehmen nach Ablauf der verlängerten Annahmefrist bekannt. Zuvor lag der Anteil von JD.com bei 70,9 Prozent, was bereits nach Ende der regulären Frist als großer Erfolg gewertet worden war.
Die zusätzliche Übernahme erfolgte durch den Erwerb weiterer Aktien zu einem festen Angebotspreis von 4,60 Euro je Aktie. Die Frist für diese zweite Übernahmerunde endete am 27. November.
Bedeutung für den europäischen Elektronikhandel
Mit der deutlichen Aufstockung der Beteiligung an Ceconomy setzt JD.com ein starkes Signal im internationalen Wettbewerb. Der Konzern gilt als einer der wichtigsten Onlinehandelsriesen in China und treibt zunehmend seine internationale Expansion voran. Durch die Beteiligung an der Media-Markt-Saturn-Gruppe erhält JD.com direkten Zugriff auf ein europaweites Vertriebsnetz und stärkt seine Position im stationären Einzelhandel.
Für Ceconomy bedeutet die Mehrheitsbeteiligung einen strategischen Neustart. Die Kombination aus chinesischer E-Commerce-Kompetenz und europäischer Einzelhandelserfahrung könnte den Konzern neu ausrichten und langfristige Synergien ermöglichen.
Reaktionen und wirtschaftliche Konsequenzen
Branchenexperten sehen die Übernahme als einen der größten strategischen Schritte eines asiatischen Online-Händlers im deutschen Elektroniksegment. Die weitere Entwicklung hängt jedoch maßgeblich von den regulatorischen Entscheidungen sowie der zukünftigen Integration der Geschäftsbereiche ab.
Die vollständige Kontrolle von JD.com über Ceconomy wird auch Auswirkungen auf das Wettbewerbsgeschehen im europäischen Markt haben. Für die Marktführer wie Media Markt und Saturn eröffnet sich die Chance, ihre digitale Transformation weiter zu beschleunigen und von den technologischen Fähigkeiten des neuen Mehrheitsaktionärs zu profitieren.
